Über logistisches Wachstum
Bei der Suche nach Antworten auf die in meinen Aufsatz über "Keynes im Licht der modernen Komplexitätstheorie" aufgeworfenen Fragen zur Chaosneigung von Kapitalmärkten ergab sich ein Kontakt zu dem Ingenieur Lothar Krätzig-Ahlert. Er ist Experte für Wärmetechnik und hat sich der Wirtschaftswissenschaft über die „Ökonophysik“ genähert. Diese Sichtweise versteht die ganze Welt und damit auch den Wirtschaftskreislauf als ein energetisches System. Einer der Väter dieser Denkrichtung ist Alfred James Lotka, auf den die Lotka-Voltera-Gleichung zurückgeht.
Dies Funktion lässt sich zur sogenannten "logistischen Gleichung" verkürzen. Sie erlaubt es, den Zustand eines Systems im kontinuierlichen Zeitablauf zu verfolgen und somit Wachstumsprozesse zu modellieren.
Lothar Krätzig-Ahlert hat das logistische Wachstum eingehend untersucht.
Er bestätigt meine Vermutung, dass es prinzipiell die Möglichkeit einer wirtschaftspolitischen "Feinsteuerung" geben muss. Darüber hinaus vertritt er - nicht zuletzt unter Berufung auf den Ökonomen Joseph Schumpeter - die Ansicht, dass es einer gesetzlichen Beschränkung im Sinne eines „Cap“ auf die Erträge von festverzinslichen Wertpapieren oder Kreditverträgen bedarf, um ein sozial- und naturverträgliches Gleichgewichtswachstum zu wahren.
Darüber sind wir in einen lebhaften Gedankenaustausch getreten. Dabei gab ich Herrn Kärtzig-Ahlert den Hinweis auf Hermann Meemkens neue systemische Markttheorie. Diese füge sich "goldrichtig" in die Ökonophysik ein, kommentierte Krätzig-Ahlert.
Seine Argumente zur Zinsbegrenzung überzeugen mich aber bislang nicht oder ich verstehe sie nicht richtig. Vielleicht auch schärft unsere Diskussion noch die Argumentation von Herrn Krätzig-Ahlert. Jedenfalls freue ich mich, dass ich seine Arbeit über das logitische Wachstum hier veröffentlichen darf.
Anlässlich der Jahrestagung der Keynes-Gesellschaft im Februar 2021 habe ich einen Blog-Beitrag für die Webseite der Gesellschaft eingereicht. Er trägt den Titel "Keynesianische Komplexitätstheorie, Ökonophysik und systemische Markttheorie".
Herr Krätzig-Ahlert stellte einen eigenen Blog-Aufsatz über "Rendite statt Zins" hinzu.
Ich selber gewinne zunehmend den Eindruck, dass hier drei noch unverbundene Theorieansätze zu einer fruchtbarenSynthese zusamenfinden können. Weitere Wissenschaftler sind eingeladen, sich an dieser Diskussion zu beteiligen.