Argumente für ein gleichgewichtiges Wachstum mit geringeren deutschen Exportüberschüssen
Im Sommer 2018 diskutierte der Berliner Volkswirtekreis des Wirtschaftsrats in den Räumen des DIHK über die verschärfte amerikanische Handelspolitik gegen Deutschland.
Anders als viele Interessenvertreter der deutschen Industrie habe ich Verständnis für die Position der US-Regierung, dass das Außenhandelsdefizit der Vereinigten Staaten dringend zu reduzieren ist.
Spiegelbildlich dazu sind die dauerhaften deutschen Exportüberschüsse zu hoch.
Gleichwohl halte ich die von der US-Regierung angedrohten und teilweise verwirklichten Zollerhöhungen für das ungeeignete Mittel, um das Ziel einer besser ausgeglichenen Bilanz im Außenhandel zu erreichen.
In einer Tischvorlage für die Diskussion beim DIHK habe ich Zahlen, Fakten und Argumente zusammengetragen, welche die anhaltenden deutschen Exportüberschüsse problematisieren.
Eine Strategie zu mittelfristigen Angleichung der Handelssalden habe ich im nachfolgenden Aufsatz über eine neue Keynes-Regel für die Weltwirtschaft mit einem "Goldstandard ohne Gold" vorgelegt.
Die Strategie beschreibt eine Win-Win-Situation,in der die deutschen Überschüsse sinken würden, die Exporte insgesamt aber sogar weiter wachsen könnten.
Zudem plädiere ich dafür, die mit umweltschädlichem Schweröl betriebenen Handelsschiffe weltweit zu ersetzen. Stattdessen sollte die Umrüstung auf den Antrieb durch Flüssiggas (LNG) erfolgen. Dies würde die Nachfrage nach Flüssiggas erhöhen und somit den USA als einem der wichtigsten LNG-Produzenten zusätzliche
Exporterlöse verschaffen. Ausserdem würde der durch die Northstream-Pipeline für russisches Erdagas ausgelöste politische Konflikt zwischen Deutschland und den USA abgemildert.
In Form des Maritime LNG Plattform e.V. existiert in Deutschland eine Interessen-vertretung für dieses Konzept. In einer Diskussion mit der Geschäftsführung erfuhr ich jedoch, dass eine offensive Vertretung dieser Idee nicht angestrebt wird: Der Verein fürchtet die Reaktion von Umweltschützern, weil mit der Gasgewinnung in den USA durch die Methode des "Fracking" auch umweltschädliches Methangas freigesetzt wird. Diese Tatsache ist zutreffend. Gleichwohl ist die Freisetzung von Methan durch Fracking um viele Größenordnungen geringer als durch natürliche Quellen, z. B. aus Sümpfen.
https://wwwbildungsserver.hamburg.de/treibhausgase/2056806/methan-quellen-und-senken/
Die überlegte Ausschaltung solcher Quellen könnte den Methanzuwachs aus dem Fracking überkompensieren.
Das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie hat sich bereits 2017 für eine "maritime Energiewende" ausgesprochen". Die wenigen bisher erfolgten Maßnahmen machen diese Erklärung jedoch bislang nur zu einem Lippenbekenntnis.