(Bildvon Gerd Altmann auf Pixbay)
Für die EUSA!
In den vergangenen Jahren habe ich mich in den Verbänden, denen ich angehöre,
an vielen Diskussionen über geopolitische Fragen beteiligt. Ich ziehe daraus inzwischen den Schluss, dass es nicht mehr nur genügt, auf einen europäischen Bundesstaat hinzuwirken, sondern dass es in der Perspektive des "Westens" auch einer weit engeren Zusammenarbeit zwischen den USA und der EU bedarf - bis hin zu gemeinsamen staatlichen Institutionen. Kooperation mit der Administration unter Präsident Donald Trump mag Europäern gegenwärtig schwierig erscheinen, die Sachzwänge scheinen mir jedoch unausweichlich. Wirtschaftliche Zusammenarbeit sollte sich auf zwei konkrete Projekte konzentrieren:
1.) einen gemeinsamen offenen Standards für die industrielle Kommunikation bzw. den Datenaustausch zwischen Maschinen definieren!
Dieses Problem war schon 1987 drängend, wie ich damals als Journalist bei BERLINER WIRTSCHAFTSBERICHTE für das Magazin Wirtschaftswoche berichtete: "Esperanto für Computer". Eine allseits akzeptierte offene Schnittstelle gibt es jedoch bis heute immer noch nicht. In Deutschland verfolgt die Fraunhofer-Gesellschaft mit ihrem Institut IOSB-INA und dem Protokoll OPC-UA inzwischen eine wohl technisch funktionierende Lösung , die auf dem Innovation Campus der Technischen Hochschule Ostwestfalen-Lippe in einer "Smartfactory" erprobt und weiterentwickelt wird. Während das OPC UA-Protokoll auf Basis des siebenstufigen OSI/ISO-Standards in Europa und Asien immer mehr Anwender findet, setzt man in den USA eher auf die IoT-Technologie (im nur vierstufigen TCP/IP-Referenzmodell) und das Protokoll MQTT Message Queuing Telemetry Transport , das sich besonders für mobile Anwendungen eignet. China hingegen orientiert sich vordergründig am OPC UA-Design, "trickst" dann aber doch wieder hinterrücks. Diese Divergenzen könnten langfristig gravierende Auswirkungen auf die Verbundenheit der Volkswirtschaften haben!
Ich habe die Fraunhofer smartfactory in Lemgo am 02. 06. 2020 besucht und mir die Problemlage von den Wissenschaftlern erklären lassen. Der scheinbar rein technische Hintergrund sollte auch Nicht-Techniker interessieren. Schließlich entscheidet sich danach, welche Maschinen und Geräte miteinander zusammenarbeiten können.
Lesen Sie hier meinen ausführlichen Bericht "Babylon in der Fabrik", der vor dieser Veröffentlichung von einem Fachmann des VDMA Verband Deutscher Maschinen-und Anlagenbauer gegengelesen wurde. Der Sachverhalt offenbart ungeahnte sicherheitspolitische Zusammenhänge!
Read my research report "Babylon in Industry" in English language here!
2.) eine Währung für das Bezahlen im Internet schaffen, die nach gemeinsam von der FED und der EZB festgelegten Bedingungen reguliert wird!
Einen "digitalen Euro" fordert auch der Wirtschaftsrat Deutschland. Dort wurde im Mai 2020 eine entsprechende Arbeitsgruppe eingerichtet. Allerdings geht es zunächst nur um ein rein europäisches Projekt.
Die chinesische Regierung experimentiert hingegen schon seit Längerem mit einem "digitalen Renminbi" (Renminbi -Abkürzung RNB- ist die Bezeichnung für die chinesische Währung, die im grenzüberschreitenden Handel bzw. im Devisengeschäft genutzt wird). Das Büro der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit in Hongkong hat dazu am 10. 06. 2020 eine Studie zum "Crypto-RNB" vorgelegt. Dazu fand auch ein Webinar statt. Dabei betonte Professor Dr. Philipp Sandner vom Frankfurt School Blockchain Center, dass China gegenüber anderen Zentralbanken einen Vorsprung von 6 bis 8 Jahren habe. Dennoch will Dirk Schrade, Zahlungsverkehrfachmann der Deutschen Bundesbank, "nichts übereilen", weil es doch bereits verschiedene E-Payment-Systeme gibt. Als Volkswirt erstaunt mich, dass hier ein Bundesbanker den Unterschied zwischen einer WÄHRUNG und einem Zahlungsverkehrsinstrument übersieht.
Mit einem Aufruf von EZB-Direktor Fabio Panetti vom 05.10.2020 kam aber doch Bewegung in das Thema . Panetti kündigte ein öffentliches Konsultationsverfahren für die Schaffung eines digitalen Euro an. Das Verfahren hat am 12. Oktober 2020 begonnen. Im Juni 2023 kündigte die EZB-Präsidentin an, dass Vorbereitungen für einen digitalen Euro begonnen haben, der ab 2026 in der Eurozone als ergänzendes gesetzliches Zahlungsmittel genutzt werden könne.
Ein digitaler Euro ist nach meiner Meinung aber nicht genug. Es bedarf vielmehr eines digitalen Eurodollars, d.h. einer gemeinsam von der FED und der EZB regulierten Währung für B2B-Zahlungen im Internet.
Im E-Commerce, dem internetbasierten Handel, wird sich jene Währung durchsetzen, die das größte Transaktionsvolumen vermittelt (sofern sie wertbeständig ist). Auf den Euro allein wird dies kaum zutreffen.
Deshalb ist eine enge Kooperation zwischen FED und EZB erforderlich, sofern man nicht China die Emission einer neuen globalen Leitwährung überlassen will. Im Rahmen eines Aufsatzwettbewerbs des CEPS Center for European Policy Studies habe ich im Sommer 2021 dazu eine Analyse angefertigt. Da ich allerdings als einziger Teilnehmer einen Aufsatz eingereicht hatte, entstand ein Streit darüber, ob mir der Wettbewerbspreis zusteht. Ein Brüsseler Gericht entschied schließlich, dass ein Wettbewerb, der nur einen Teilnehmer fand, ungültig geworden sei. Daher steht es mir nun aber endlich im Juni 2023 frei, meine Analyse zu veröffentlichen. Sie trägt den Titel:
"EINE WÄHRUNG DEN WESTEN - Warum die Marktwirtschaften der westlichen Welt eine gemeinsam koordinierte digitale Zentralbankwährung benötigen"
Read my research report in English language from this link:
"On the Regulatory Response to Digital Payments - A CURRENCY FOR WESTERN COUNTRIES
Why the Market Economies of the Western World Need a Jointly Coordinated Digital Central Bank Currency
Ein ehemaliger amerikanischer Präsident der Weltbank las meinen Text und kommentierte: "Der Aufsatz hätte den Preis verdient."
Auch die abgebrochenen TTIP-Verhandlungen sollten besser wieder in Gang kommen. Dieses Projekt hat aber so lange geringe Erfolgsaussichten, wie einerseits die USA auf die Einbeziehung landwirtschaftlicher Produkte bestehen und andererseits die beiden großen EU-Länder Frankreich und Polen auf den Schutz ihres Agrarsektors nicht verzichten wollen und können.
Den Hintergrund für die Forderung einer stärkeren Integration der beiden Atlantik-Anrainer bilden meine Studien und Überlegungen zum Verhältnis zwischen "Asien" und dem "Westen". Diese beiden Teile der Welt (nicht allein China-USA) steuern meines Erachtens auf einen zunehmenden neuen "Ost-West-Konflikt zu. In diesem Konflikt kann sich der Westen nur mit friedlichen wirtschaftlichen Mitteln behaupten, die zugleich richtungsweisende Lösungen für die globale Ökonomie darstellen.
Der Newsletter der Asien-Investmentspezialisten AsiaFundManagers vom 10. Juli 2020 deutet an gänzlich andere Entwicklung an. Dort heißt es: >>Peking ist (...) überzeugt, dass der digitale Yuan eines Tages zu einer globalen Währung werden könnte. Das bleibt abzuwarten – es gibt viele Skeptiker, die glauben, dass ein digitaler Yuan lokal auf China begrenzt bleiben muss. Es gibt allerdings auch Pläne für ein neues ostasiatisches digitales Währungsnetzwerk zwischen dem chinesischen Yuan, dem japanischen Yen, dem südkoreanischen Won und dem Hongkong-Dollar. Dies würde reibungslosere Transaktionen im währungsübergreifenden Handel zwischen den Ländern ermöglichen – und höchstwahrscheinlich eine Facette einer Freihandelszone werden ..., die zwischen Japan, China und Südkorea ausgehandelt wird.<<
Das entspricht dem für den "Westen" größtmöglichen geostrategischen Horror-Szenario, das ich in meinem Beitrag über "Asien und der Westen" als denkbar beschreiben habe: der (wirtschafts-)politische Zusammenschluss der stärksten asiatischen Volkswirtschaften. FED und EZB sollten schnellstens auch die BoJ in gemeinsame Pläne für eine Internetwährung einbeziehen!
Im Frühjahr 2021 sieht es nun so aus, als hätten die "westlichen" Zentralbanken das Rennen gegen die private Wirtschaft, das mit Facebooks LIBRA-Projekt begann, bereits verloren: Der Zahlungsdienstleister Paypal hat Krytowährungen in seinen Service integriert. Private Kunden können ein Konto in Bitcoins führen und damit bezahlen.